Gudrun Wedel
Lehren zwischen Arbeit und Beruf. Einblicke in das Leben von Autobiographinnen aus dem 19. Jahrhundert(L'HOMME Schriften, 4)
Böhlau Wien 2000, 350 S, EUR 47,80, ISBN 3-412-12999-2
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Gudrun Wedel untersucht in ihrer Studie, welche Bedeutung Lehrtätigkeit für die Lebensgestaltung von Frauen im "langen" 19. Jahrhundert besitzen konnte. Neu ist dabei der methodische Ansatz, eine biographische Perspektive mit bildungsgeschichtlichen und sozialgeschichtlichen Fragestellungen zu verbinden. Als Quellen wurden die Autobiographien von Frauen ausgewertet. Unter ihnen sind bekannte Frauen aus der bürgerlichen Frauenbewegung wie Helene Lange, aber auch unbekannte wie die Bäuerin Luise Kraft. Im Mittelpunkt steht die Frage, aus welchen Gründen diese Frauen Lehrtätigkeiten ausübten, obwohl ihr Handlungsraum durch das bürgerliche Frauenideal zunehmend begrenzt wurde.
Je nach Lebensalter, Familienkonstellation und sozialer Lage kam es zu unterschiedlichen Formen und Phasen von Lehrtätigkeit, und die subjektive Bewertung dieser angeblich einzigen standesgemäßen Erwerbsart veränderte sich von Generation zu Generation: Nur die mittlere Generation der um 1850 geborenen Autobiographinnen kann als typische Lehrerinnengeneration gelten. Dass in der Gesellschaft Wissensbestände unabhängig von ihrer Relevanz, aber abhängig vom Geschlecht unterschiedlich bewertet wurden, zeigen die geringen Qualifizierungsmöglichkeiten für Frauen. Das beeinflusste ihre Arbeitsverhältnisse, für die eine hohe Mobilität, große Einkommensunterschiede und vielfältige Arbeitszeitregelungen charakteristisch waren. Welche Chancen oder Nachteile damit verbunden sein konnten, zeigt das breite Spektrum der Lehrtätigkeiten in der Familie über den Lehrberuf an Volks- und höheren Mädchenschulen, an Internaten und Pensionaten bis zur privaten wie institutionalisierten Ausbildung für Berufe.
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Presse
"Wedels 'Lehren zwischen Arbeit und Beruf' ist eine Untersuchung, der man anmerkt, daß viel Zeit auf sie verwendet worden ist, Zeit, die besser nicht hätte angewendet werden können."
Bios, 15, 2 (2002)
"Männer schreiben über ihre Karriere, Frauen über ihre Kindheit und Familie, resümiert Wedel den kleinen Unterschied zwischen von Männern und Frauen herausgegebenen Memoiren."
Hessische/Niedersächsische Allgemeine, 25.03.2001