Helene Lange und Gertrud Bäumer. Eine politische Lebensgemeinschaft

L'Homme Schriften, Bd. 6

Angelika Schaser

Helene Lange und Gertrud Bäumer. Eine politische Lebensgemeinschaft


(L'HOMME Schriften, 6)
2000. 416 S., EUR 34,50, ISBN 3-412-09100-6
2., durchgesehene und aktualisierte Auflage Herbst 2010, 424. S., EUR 44,90, ISBN 978-3-412-09100-2

 

Helene Lange (1848–1930) und Gertrud Bäumer (1873–1954) waren das wohl bekannteste Paar der deutschen Frauenbewegung. Von der Jahrhundertwende bis 1930 lebten und arbeiteten sie zusammen in Berlin. Die letzten Kriegsjahre und die Anfangsjahre der Weimarer Republik (1916–1920) verbrachten sie in Hamburg. Beide Frauen begannen ihre berufliche Laufbahn als Lehrerinnen und avancierten während der Weimarer Republik zu reichsweit bekannten liberalen Politikerinnen. Lange und Bäumer stehen in dieser Arbeit für den Typus der bildungsbürgerlichen, protestantischen, berufstätigen Frau, aus dem sich der Großteil der führenden Vertreterinnen der Frauenbewegung und der liberalen Politikerinnen rekrutierte.
Diese Frauen waren in ihrer aktiven politischen Zeit in der Regel entweder ledig und kinderlos oder hatten ihre Familienphase wegen des Alters ihrer Kinder, wegen Scheidung oder Tod des Ehegatten weitgehend abgeschlossen. Dadurch verfügten sie über ein höheres Maß an selbstbestimmter Zeit als verheiratete Frauen mit jüngeren Kindern, was offensichtlich eine entscheidende Voraussetzung für den Umfang und die Kontinuität ihres öffentlichen Engagements darstellte. Über den langen Zeitraum von vier verschiedenen politischen Systemen bündeln Langes und Bäumers biographische Stationen wie in einem Brennglas die Erfahrungen, die sich verändernden Handlungsspielräume und -begrenzungen, die sich Frauen dieser Schicht vom Kaiserreich bis zu den Gründungsjahren der Bundesrepublik Deutschland boten. Eingebunden in den historischen Kontext weist die Darstellung über die zwei Einzelschicksale hinaus und zeigt die sich verändernden politischen und ökonomischen Möglichkeiten für das "andere Geschlecht" auf.

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Presse (Auswahl)

"Mit der von Angelika Schaser vorgelegten Doppelbiografie über Helene Lange und Gertrud Bäumer ... ist eine große und seit langem beklagte Forschungslücke in der Historischen Frauen- und Geschlechterforschung geschlossen worden. Bei der Studie handelt es sich um ein vorbildliches Lehrstück biografischer Forschung, die sozial-, geschlechter- und politikgeschichtlich unterfüttert, für verschiedene Wissenschaftsdisziplinen von Interesse sein dürfte. Neben der Geschichtswissenschaft, der Historischen Bildungsforschung und der Historischen Soziologie kommt m. E. auch die Germanistik an Schasers Werk nicht vorbei, da als Quellen u.a. auch das fiktionale Werk Bäumers, ihre im Nationalsozialismus entstandenen historischen Romane, in die Analyse einbezogen wurden." Elke Kleinau, in: H-Soz-u-Kult, 29.3.2004 > Rezension lesen

"Eindrucksvoll beschreibt Schaser, wie Bäumer von Lange als Führungsfigur 'aufgebaut' wurde. ... Diese sehr differenzierte, kenntnisreiche und zahlreiche gedruckte und ungedruckte Quellen unterschiedlichster Provenienz aufbauende Doppelbiographie hat vor allem da ihre Stärken, wo es um Liberalismus und Politik sowie um Schul- und Sozialpolitik geht."
Edith Glaser, in: Schweizerische Zeitschrift für Bildungswissenschaften, 24, 2 (2002)

"Es ist das große Verdienst dieses Buches, dass die Tätigkeit von Gertrud Bäumer zur Zeit der Weimarer Republik und des Dritten Reichs äußerst ausführlich und differenziert dargestellt und damit wesentlich zu einer Korrektur des gängigen 'Bäumer-Bildes' beigetragen wird. … Dieses Buch … eignet sich … als Grundlagenwerk für Arbeiten über Lange oder Bäumer, aber auch für Studien zur bürgerlichen Frauenbewegung."
Margret Friedrich, in: L’Homme. Z. F. G., 12, 2 (2001)

"Eine hervorragende Darstellung, die als Habilitationsschrift an der FU Berlin entstanden ist und in dieser Eigenschaft eine Ausnahmestellung einnimmt, denn nur wenigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ist es gegeben, sich überhaupt für ein Thema zu entscheiden, das einen breiten Leserkreis interessiert und dies dann zudem so zu bearbeiten, daß ein spannendes und in klarer Sprache formuliertes Buch entsteht. Die Autorin hat überaus genau recherchiert und ist dadurch jeder Klischeefalle aus dem Weg gegangen. Man wünscht sich mehr solcher Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung."
Edelgard Spaude, in: Freiburger Universitätsblätter, 154, 4 (2001)

"Die Untersuchung des privaten 'fraulichen Lebensbundes' und der öffentlichen 'politischen Lebensgemeinschaft' beider Frauen lässt Lange und Bäumer erstmals nicht nur als charismatische und dominierende Einzelpersonen und -kämpferinnen der deutschen Frauenbewegung erscheinen, sondern sie beleuchtet auch das enge Beziehungsnetz dieser Bewegung, 'dessen konspirative, teils auch intrigante Mechanismen in der Regel bestens funktionierten'."
Christiane Scheidemann, in: Jahrbuch zur Liberalismus-Forschung, 13 (2001)

"Angelika Schaser widmet sich in ihrer Doppelbiographie des Lebens-und Arbeitsgemeinschaft der beiden Führerinnen der bürgerlichen Frauenbewegung und weist daran exemplarisch die Bildungschancen und das politische Wirken bürgerlicher Frauen nach. Insgesamt verdeutlicht sie mit ihrer Analyse des Wirkens und der Wirkungen Helene Langes und Gertrud Bäumers die Möglichkeiten und die Grenzen der politischen Handlungsfelder von Frauen und ihre Einengung qua Geschlecht."
Silke Mehrwald, in: Ariadne, 39 (2001)

"Die Doppelbiografie, die hier in einer korrigierten und erweiterten Neuauflage vorliegt, ist die erste, die die Lebens- und Arbeitsgemeinschaft von Lange und Bäumer nicht auf die zwei Flügel, gemäßigt und radikal, der bürgerlichen Frauenbewegung bezieht und damit beschränkt. Stattdessen werden die beiden Biografien in der Dynamik, den Differenzen und Gemeinsamkeiten der ersten Frauenbewegung verortet. Spannend geschrieben eröffnet dieses Buch einen fundierten Einblick in eine zentrale Episode der jüngeren Frauengeschichte."
Sylvia Köchl, Doppelt politisch, in: an.schläge Mai 2011, 39