Inzest. Verwandtschaft und Sexualität im 18. Jahrhundert

L'Homme Schriften, Bd. 12

Claudia Jarzebowski

Inzest. Verwandtschaft und Sexualität im 18. Jahrhundert(L'HOMME Schriften, 12)


Böhlau Köln/Weimar 2006, 288 S., EUR 34,90, ISBN 3-412-20505-2

Das Buch ist nicht mehr im Buchhandel erhältlich,
Restexemplare können bei der L'Homme-Redaktion bestellt werden: lhomme.geschichte [at] univie.ac.at


Im Mittelpunkt des Buches stehen mehrere hundert Inzestverfahren, die in Preußen im 18. Jahrhundert geführt wurden. Dabei gelingt es der Autorin, die ‚offenen Grenzen’ zwischen legitimer Verwandtschaft und illegitimer Sexualität aufzuzeigen. Ihr Buch macht die Ambivalenzen frühneuzeitlicher Beziehungen etwa zwischen physischer und struktureller Gewalt, oder zwischen emotionalen und materiellen Interessen sichtbar. Dabei werden die Verwandtschaftsverhältnisse immer auch als Beziehungen zwischen Ungleichen konturiert, was fraglos bei der Analyse sexueller Gewalt, die sich gegen Kinder richtet, besonders hervortritt.

Das Buch verändert den historischen Blick auf Verwandtschaft und Sexualität, Gewalt und Emotionalität und wird Auswirkungen haben auf eine neue Geschichte der Kindheit.

 

Presse

"Die Geschichtsschreibung [...] hat sich für das Inzestverbot lange wenig interessiert. Als vermeintliche Universalkonstante schien es für eine diachrone Betrachtung unergiebig zu sein. Es bedurfte der Verbindung von historischer Anthropologie und Geschlechterforschung, um das Thema untersuchungswürdig zu machen. Diesen Ansatz ist auch die Berliner Dissertation von Claudia Jarzebowski über Inzestprozesse an preußischen Gerichten zwischen 1720 und 1780 verpflichtet".
Caspar Hirschi, Trieben sie es ungestörter denn je?, in: FAZ, 157, 10.7.2006, 45.

"Jarzebowski stellt mit ihrem Vergleich zwischen der ersten und zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts nun eine entscheidende Wendezeit für die Beurteilung des crimen incestus vor und bearbeitet einen für diese Thematik noch kaum genutzten Quellenbestand, nämlich rund 300 einschlägige Gerichtsverfahren aus der Kurmark und Preußisch-Schlesien [...]. Besonders die große Bedeutung von Stiefeltern in Jarzebowskis Material [...] zeigt, wie viel in der Verwandtschafts- und Inzestforschung noch zu tun bleibt."
Simona Slanicka, in: H-Soz-u-Kultu, HistLit 2008-2-083, 1.5.2008.

"Grundlage des Hauptteils der Untersuchung bilden die Gerichtsakten von über 300 Inzestverfahren. Dem Problem der eingeschränkten Fassbarkeit von Inzestfällen, die zumeist nur in den Gerichtsakten selbst aufscheinen, nähert sich Jarzebowski sensibel. Sie versucht weder, eine allgemeine Geschichte des Inzests im 18. Jahrhundert zu schreiben, noch beschränkt sie sich auf die Inzestdiskurse in juristischer Fach- oder weiterer Öffentlichkeit."
Thomas Biskup (Hull), in: Zeitschrift für Historische Forschung, 3, 2010