Helene Stöcker: Lebenserinnerungen

L'Homme Archiv, Bd. 5

Hg. von Reinhold Lütgemeier-Davin und Kerstin Wolff

Helene Stöcker: Lebenserinnerungen. Die unvollendete Autobiographie einer frauenbewegten Pazifistin.
(L'HOMME Archiv Bd. 5)

Böhlau: Köln/Weimar/Wien 2015
390 S., 23 s/w-Abb., ISBN: 978-3-412-22466-0.
EUR 39,90 [D] / EUR 41,10 [A]

 

Die Frauenrechtlerin, Sexualreformerin und Pazifistin Helene Stöcker (1869–1943) gehörte im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts zu den bekannten Kulturpolitikerinnen in Deutschland. Sie entwickelte die Philosophie einer "Neuen Ethik", stritt für den Anspruch von Müttern auf Schutz und Fürsorge des Staates und setzte sich als Publizistin und gut vernetzte Pazifistin ein für Gewaltfreiheit, Kriegsächtung, Humanität und internationale Verständigung. Sie war führend in verschiedenen pazifistischen Verbänden und Frauenorganisationen tätig (u.a. in der vor hundert Jahren gegründeten Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit), ohne jemals einer Partei anzugehören. Ihr Einsatz für Demokratie und Menschenrechte sowie gegen den Nationalsozialismus zwang sie noch im März 1933 in die Emigration.
Die Idee, eine Autobiographie zu verfassen, nahm sie ins Exil mit. Die für die historische Friedensforschung wie die Frauen­bewegungsforschung wichtige autobiographische Quelle, wenn­gleich unvollendet geblieben, wird hier erstmals kommentiert und mit einer wissenschaftlichen Einordnung versehen ab­gedruckt. Ergänzt wird sie durch Briefe, Gedichte, Karikaturen und Fotos. Damit soll den wenigen Autobiographien von Frauen aus den liberalen und radikalen Bewegungen in Kaiserreich und Weimarer Republik ein weiteres wichtiges Werk an die Seite gestellt werden. Eine Stimme wird wieder hörbar gemacht, die durch die nationalsozialistische Vertreibung Gestaltungs­möglichkeiten verlor.

Über die HerausgeberInnen:
Dr. Reinhold Lütgemeier-Davin ist Lehrer für Geschichte und Deutsch sowie Mitbegründer des Arbeitskreises Historische Friedensforschung.
Dr. Kerstin Wolff ist Mitgeschäftsführerin der Stiftung Archiv der deutschen Frauenbewegung in Kassel.

Inhaltsverzeichnis (PDF)

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Pressestimmen/Rezensionen

"Die Kombination von kommentierter Quellenedition sowie zeitgeschichtlicher Einordnung von Leben und Werk Helene Stöckers ist ausdrücklich als gelungen zu bezeichnen, denn sie bietet die Möglichkeit, sich aus unterschiedlichen Blickwinkeln der Lektüre zu widmen."
Barbara Stambolis, Rezension, in: Historische Zeitschrift, Bd. 303/1 (2016), S. 245-247.

"Kerstin Wolff und Reinhold Lütgemeier-DAvin, die siet Langem die politischen Strömungen (...) erforschen, in denen sich Stöcker hauptsächlich engagierte, haben nun die unvollendete Autobiografie Stöckers editiert - eine der wichtigsten Quellen der bisherigen Stöcker-Biografien. (...) Für die Forschung über politisch-kulturelle Dissidenz im Kaiserreich und der Weimarer Republik bis zu ihrer Ausrottung und Vertreibung durch die Nazis macht diese Edition spannendes Material leichter zugänglich."
Christian Jansen, Rezension, in: Sehepunkte. Rezensionsjournal für die Geschichtswissenschaften, 16 (2016), Nr. 7/8. Text online

"Noch erstaunlicher als dieser Werdegang gegen viele Widerstände ist ihre blendende gesellschaftliche Position. Diees Helene Stöcker mit ihren radikalen Ansichten [...] war keine belächelte Außenseiterin. Sie hatte Fürsprecher und Förderer in Politik, Kultur und Medien, war Gast in den Salons der Wohlhabenden und Einflussreichen, wurde im In- und Ausland zu Vorträgen eingeladen."
Anne Grages, Biographie einer rastlosen Frau, in: Westdeutsche Zeitung (Wuppertal), 24.2.2016

"Vermutlich liegt die geringe Bekanntheit Helene Stöckers daran, dass die beachtliche Forschung zur Lebensreform oder zur Friedens- und Frauenbewegung oft isoliert bleibt gegenüber einer Historiographie des Kaiserreichs, die vor allem den militaristischen und demokratiefeindlichen Sonderweg Deutschlands im Blick hat. (...) Nun sind die 'Lebenserinnerungen' von Helene Stöcker erschienen. Der Lehrer Reinhold Lütgemeier-Davin und die Archivarin Kerstin Wolff haben den Text sorgfältig ediert und mit einem Abriss von Leben und Werk der Aktivistin versehen. Da Stöcker ihre Autobiographie nicht zu Ende bringen konnte, ergänzten die Herausgeber den Text mit Briefen und Schriften. Dabei nennen sie durchaus Kritisches beim Namen: Helene Stöckers Intoleranz gegenüber anderen Frauenbewegten etwa (...)."
Hedwig Richter, Geistig sei die große Liebe und gut der Sex, in: FAZ, 31.12.2015, S. 12; online

"Eine Entdeckung: Lesestoff vom Feinsten bilden die Aufzeichnungen der in Wuppertal geborenen und aufgewachsenen Frauen- und Friedensaktivistin. (...) Eine seriöse Veröffentlichung mit über tausend Fußnoten, die aber nie trocken und wissenschaftslastig über kommt."
Matthias Dohmen, Buch der Woche: Helene Stöckers Lebenserinnerungen, in: www.njuuz.de, Wuppertal, 26.10.2015

"Mit einem Blick auf das Ganze haben sich die HerausgeberInnen für ein hoch interessantes Format entschieden, eine Kombination von kommentierter Quellenedition und kirtischer Literatur zum Inhalt des Quellentextes. Der Ansatz ist (...) leserorientiert (...). Auch Fachleuten sei die Lektüre dieses Bandes wärmstens empfohlen (...)"
Anne-Laure Briatte-Peters, Rezension, in: H-Soz-Kult, 23.9.2015. Zur Rezension ...

"Der [autobiographische] Text lässt das Charakterprofil Stöckers klarer hervortreten, als es der Forschung [...] bisher zugänglich war. [...] Die Edition wird ergänzt durch eine umfangreiche Darstellung der Herausgeber, welche die der Edition vorausgegangene mit großer Sorgfalt ausgeführte Recherche-Arbeit zur komplizierten Überlieferungsgeschichte vor Augen führt."
Karl Holl, Entschiedene Pazifistin (Rezension für "Politische Bücher"), in: FAZ, 30.6.2015, Nr. 148 --> Rezension als PDF

"[Die Einleitung] erweist sich alleine schon aufgrund des fragmentarischen Charakters der Lebenserinnerungen als äußerst hilfreich. Vor allem aber kontextualisieren Lütgemeier-Davin und Wolff die Aussagen und Darstellungen Stöckers etwa zu Auseinandersetzungen innerhalb der Frauenbewegung überaus kenntnisreich. [...] Nun, ein halbes Jahrhundert später, aber werden ihre Lebenserinnerungen zumindest in der Forschung auf reges Interesse stoßen. Denn es versteht sich, dass der vorliegende Band für weitere Erkundungen der Frauenbewegung um 1900 und der Friedensbewegung im und nach dem Ersten Weltkrieg eine wichtige Quelle bildet.
Rolf Löchel, Die Mütterrechtlerin. Reinhold Lütgemeier-Davin und Kerstin Wolff haben die bislang unveröffentlichten Lebenserinnerungen der "frauenbewegten Pazifistin" Helene Stöcker hervorragend ediert, in: Literaturkritik.de, 10.7.2015 (gesamte Rezension hier lesen)

"Kerstin Wolffs und Reinhold Lütgemeier-Davins sorgsame Edition der Lebenserinnerungen Helene Stöckers ist dazu angetan, endlich eine notwendige und fruchtbare Auseinandersetzung mit Helene Stöcker vor dem Hintergrund aktueller und historisch relevanter Fragestellungen neu zu beleben."
Rolf von Bockel, Helene Stöcker: Lebenserinnerungen, in: Nachrichtenbrief der Kurt-Hiller-Gesellschaft, 29, August 2015, 14-16.

"Und es ist eine wirklich tolle Ausgabe: mit Kommentierungen, Registern und weiteren Dokumenten. Wieder ein Buch aus der L'Homme-Reihe, das eine Vorgängerin wieder lebendig werden lässt."
mv, Rezension, in: Wir Frauen, 3 (2015), 33.